Die indische Philosophie ist nicht von der hinduistischen Religion zu trennen. Im Gegensatz zur christlichen Lehre hat der Hinduismus keinen Alleinvertretungs- anspruch. Er assimiliert andersgläubige Lehren in sein poytheistisches System. Verglichen mit dem Hinduismus wirkt das Christentum mit seiner Dreifaltigkeit als eine schwache Kopie der orginalen Lehre.
Betrachtet man den Hinduismus, so ist er eine Philosophie, die Götter als Symbole verwendet, um die Ideen dem einfachen Volk nahe zu bringen. Gott Brahman steht für die ewige Welt und Atman für das erleuchtete Individuum, dass in Brahman aufgenommen wird. Im Mittelpunkt dieser Philosophie steht das Dharma, das Gesetz von Ethik und Moral. Die kosmische Ordnung ist das Sanatana Dharma:
Die Götter Vishnu und Shiva symbolisieren diese Einheit der Gegensätze. Im Hinduismus gibt es kein absolut Gutes und Böses. Goethe, der Kenntnis von der indischen Mythologie hatte, lässt das in seinem Faust anklingen, indem er dem Mephisto bei seinem Auftritt die Worte in den Mund legt:
„ Ich bin Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. “ Gott Brahman ->
Für den Hindu sind diese Götter reale Materie. Die Göttinnen Saravati, Lakshmi und Parvati sind den drei Göttern als deren Energien zugeordnet. Diese Energien können aufbauend oder zerstörerisch sein. Dementsprechend erhalten sie andere Namen. Materie ist in Bewegung, weshalb den Göttern ein Reittier zugeordnet ist. Für Brahman ist es der Schwan. Für Vishnu ist es ein Fabelwesen halb Mensch halb Vogel. Daraus hat sich der Engel im Christentum entwickelt. Shiva reitet auf einem Stier. Der Physiker von heute fasst das alles unter dem Begriff der Erhaltung von Masse und Energie zusammen. Auch der Hinduismus fasst Eigenschaften zusammen und personifiziert sie neu. Die drei Göttinnen werden, wenn sie eine besonders große Energie ausdrücken sollen, zu Shakti personifiziert. Die Kausalität kommt durch das Karma zum Ausdruck. Alles, was in diesem Leben getan wird, hat Einfluss auf das kommende Leben. Der Mensch bleibt solange im Hamsterrad der Wiedergeburt (Samsara), bis er geläutert das Moksha, das letzte der vier Lebensziele erreicht. Dann ist er von allen Leiden befreit. Diese Lebensziele sind im Varnashrama-Dharma fixiert.
Diesem abstrakten Modell der Götterwelt aus vorchristlicher Zeit setzt der Hindu das personalisierte Götterbild, die Projektionsfläche seiner Wünsche, entgegen. Jeder darf sich seinen eigenen Gott aussuchen, den er verehrt. Dieser wird als ein Avatar einer der abstrakten Gottheiten aufgefasst. Dieser Ansatz erlaubt eine große Toleranz gegenüber anderen Religionen. Ein Avatar von Vishnu ist Krishna, der ziemlich viel Ähnlichkeit mit Christus aufweist. Nur dass er mit Kühen verbunden ist, während Christus in einem Schafstall zur Welt kam. In der Bhagavadgita beschreibt Krishna dem Helden Arjuna das Brahman der alten Veden ( Veden bedeutet mündlich überliefertes Wissen).
Albert Einstein äußerte sich über die Bhagavadgita folgendermaßen: „When I read the Bhagavat Gita and reflect about how God created this universe everythings seems so superflows.“ So ist nicht verwunderlich, dass man in der Mainstreamkosmologie die alten Schöpfungsideen wiederfindet.